Was denkt ihr, wenn ihr Afghanistan hört?

Spendenübergabe aus dem Weihnachtsbazar 2017 und Vortrag von Frau Erös über die Kinderhilfe Afghanistan

„Was denkt ihr, wenn ihr Afghanistan hört?“, mit dieser Frage wendet sich Frau Erös am 26. Januar 2018 an die Schülerinnen und Schüler der 9. Klassen des Apian-Gymnasiums. Nach kurzem Überlegen nennen die Jugendlichen Begriffe wie „Krieg“, „Gewalt“ und „Terror“, Schlagwörter, die in unseren Medien kursieren, wenn es um das weit entfernte Land am Hindukusch geht. Doch das Bild von einem LKW, der von jungen Afghanen bunt und fröhlich dekoriert wurde, will nicht zu den Schreckensmeldungen passen, die seit Jahrzehnten unsere Vorstellungen von Afghanistan prägen. Vielmehr steht es für die Hoffnung auf eine friedliche Zukunft, in der junge Menschen eine Perspektive auf ein gutes und selbstbestimmtes Leben haben. Diese Hoffnung rückt Frau Erös in den Fokus ihres Vortrages über die „Kinderhilfe-Afghanistan“, zu der unser Gymnasium schon seit über 10 Jahren in Kontakt steht.

Übergabe des Spendenschecks

Somit stehen die NeuntklässlerInnen, die sich an diesem Freitag im Musiksaal des Apian-Gymnasiums eingefunden haben, in einer langjährigen Tradition. Wie in jedem Jahr gestalteten sie zusammen mit der gesamten Schulgemeinschaft den Weihnachtsbazar der Schule mit, der von der SMV organisiert wird. Stolze 6500 Euro wurden bei dieser Veranstaltung eingenommen und sollen nun bei der offiziellen Spendenübergabe der humanitären Familieninitiative „Kinderhilfe-Afghanistan“ und der „Offenen Behinderten-Arbeit“ von St. Vinzenz überreicht werden. Dem Prinzip der Nachhaltigkeit folgend, unterstützt das Apian-Gymnasium diese beiden Organisationen schon seit Jahren mit dem Erlös des Weihnachtsbazars. Denn - wenn man wirklich etwas bewegen möchte - braucht es einen langen Atem.

Das betont auch Frau Erös, die zusammen mit ihrem Mann Dr. med. Reinhard Erös die Familien-Initiative „Kinderhilfe-Afghanistan“ im Jahr 1998 ins Leben gerufen hat. Sie unterstützt vor allem Kinder und Frauen mit schulischen und medizinischen Projekten. Mit ausschließlich privaten Spendengeldern hat die Familie Erös unter anderem 30 Schulen ins Leben gerufen, an denen bis heute ca. 60.000 SchülerInnen trotz aller Unruhen in dem Land ungestört unterrichtet werden können. Dass die von ihnen gegründeten Schulen und Ausbildungszentren von den verschiedenen rivalisierenden Gruppierungen in Afghanistan unbehelligt bleiben, führt Frau Erös vor allem darauf zurück, dass die Einrichtungen nach ihrer Gründung von den Einheimischen selbst geführt und organisiert werden. Gemäß dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe werden die Menschen dazu befähigt, ihre Zukunft selbst zu gestalten. Zum Beispiel können junge Frauen, die eine der „Friedensschulen“ der „Kinderhilfe-Afghanistan“ besucht haben, nun selbst Lehrerinnen werden und bilden nachfolgende Generationen aus. Mit ihrem Verdienst können die Frauen ihre Familien ernähren und sind nicht darauf angewiesen, früh zu heiraten und viele Kinder zu bekommen. Mädchenbildung ist also eine Grundlage, wie in vernünftiger Weise und selbstbestimmt die Geburtenrate reduziert werden kann, was ein wichtiges Element für die Zukunft unterentwickelter Länder darstellt.

Vortrag von Frau Erös zur Arbeit der Kinderhilfe Afghanistan
Vortrag von Frau Erös zur Arbeit der Kinderhilfe Afghanistan

Mit weiteren Beispielen erläutert und veranschaulicht Frau Erös den NeuntklässerInnen des Apian-Gymnasiums, wie die Spenden eingesetzt werden, um die Grundlage für eine lebenswerte Zukunft in Afghanistan zu schaffen: So erzählt sie beispielsweise, wie durch leistungsfähige Photovoltaik-Anlagen der Strom für das Betreiben von Computern erzeugt werden kann, um neue PC-Klassen einzurichten, oder von dem Fortschritten des Neubaus einer Oberschule in Paghman.

Gerade im Kontext der öffentlichen Debatte rund um die weltweiten Fluchtbewegungen führt Frau Erös den SchülerInnen deutlich vor Augen, was die Lage der Menschen in dem weit entfernten Afghanistan mit ihnen selbst zu tun hat. Obwohl die junge Generation dort mit Krieg, Gewalt und Waffen aufgewachsen ist, hofft sie - genauso wie die Jugendlichen hierzulande - auf ein gelingendes Leben in Frieden und Wohlstand. Auch dort haben die jungen Menschen Träume und wollen etwas aus sich selbst und ihrem Leben machen. Nur eine effiziente Entwicklungshilfe, kann ihnen eine Perspektive ermöglichen und auf diese Weise letztendlich die Ursachen bekämpfen, die die Menschen dazu treibt, eine lange und gefährliche Flucht in eine ungewisse Zukunft in Europa auf sich zu nehmen.

Mit Hartnäckigkeit, einem langen Atem und ganz sichtbaren Ergebnissen trägt die „Kinderhilfe-Afghanistan“ dazu bei, die Vision einer besseren Zukunft in der eigenen Heimat nicht aufzugeben, sondern diese Stück für Stück in die Realität umzusetzen. Die Schulgemeinschaft des Apian-Gymnasiums ist stolz darauf, durch die Spendengelder des Weihnachtsbazars jedes Jahr hierzu einen kleinen Beitrag leisten zu können.

Helen Wallisch-Prinz, StRin

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