Tsing pe! - Sing, Nachtigall, sing!

Musicalsommer 2017 – Uraufführung von “Die chinesische Nachtigall”

In China, weißt du, ist der Kaiser ein Chinese – und im Sommermusical 2017 sind fast alle anderen auch Chinesen! Die 45 Darsteller der Theatergruppe der Schule unter Frau Würflein und das Projektorchester unter Herr Ilg verwandelten dreimal den Vorraum des Musiksaals und die Freilichtbühne im Hof in den Palast des Kaisers von China, mit allem, was da so fleucht und kreucht. Frau Kiehn brachte den Chor dazu, Kühe und Frösche zu imitieren, einen künstlichen Singvogel und einen ganzen Dämonenchor. Das begeisterte Publikum bekam nicht nur allerlei zu sehen, wie etwa niedliche Mäuse, sammelwütige Eichhörnchen, heiratswillige Kröten, flatterhafte Insekten oder dreiste Maikäfer, die so einen Palastgarten bewohnen. Es gab auch allerlei zu hören. Alexander Ilgs stimmungsvolle Eigenkompositionen machten das Sommerstück zu einem besonderen Erlebnis. Wer kann sonst schon von sich sagen, dass eigens für ihn ein Stück geschrieben wurde? In unserer Uraufführung sangen sich die Nachtigall und die Schwalbe ebenso in die Herzen, wie der fröhliche Zugvogel. Nur ein zutiefst negatives Wesen wie der grantige Maulwurf, der das arme Däumelinchen verschreckte, konnte sich dem farbenprächtigen Spektakel des Kaiserhofes entziehen.

Das Publikum durfte beobachten, wie der kindliche Kaiser heranwächst und als Erwachsener nahezu dem Größenwahn verfällt, wie die Bonzen ihre Intrigen spinnen und sogar eine arme kleine Meerjungfrau mit in ihre Verschwörung ziehen. Die arme kleine Näherin durfte zwar mit ihrem Kommandanten nicht glücklich werden, aber der weiße Pfau des Kaisers konnte nach Herzenslust umherschreiten und die Nachtigall ob ihrer einfachen Federn verspotten. Der heldenhafte Grashüpfer erklärte den anderen Tieren die Welt, Libelle und Schmetterling halfen Däumelinchen bei ihrer Flucht vor allzu aufdringlichen Bewerbern, und die vielen Frauen des Kaisers durften ihre Gurgelkünste unter Beweis stellen. Neben den Figuren aus dem Märchen „Des Kaisers Nachtigall“ von Andersen trat auch die kleine Schwalbe aus „The Happy Prince“ von Oscar Wilde auf, die sich so traurig für das Wohl der Menschen opfert. Daneben tummelten sich die Gestalten aus der winzigen Welt des „Däumelinchens“. Alle Ebenen aber wurden durch den allgegenwärtigen Tod zusammengeführt, der über dem Palast des Kaisers sein Banner aufstellte und ihm seine Sterblichkeit vor Augen führte, damit dann doch ein glückliches Ende gefunden werden konnte.

Es wurde gespielt, gesungen, getanzt, geliebt, gelitten – und bei der Schönwetteraufführung draußen durfte endlich einer unserer großen Drachen Feuer und Rauch speien, was die vielgeprüften P-Seminaristen und die Technikgruppe besonders erfreute. Was für eine Enttäuschung für den Kerkermeister, der so gerne jemandem auf den Leib getrampelt hätte! Ein großer Erfolg für alle Beteiligten. Um es mit den Worten von Henry David Thoreau zu sagen: „Tun zu können, was man gerne tut, bedeutet Freiheit. Das gerne zu tun, was man tut, bedeutet Glück.“ Also ein glücklicher Theatersommer in Freiheit für „Die chinesische Nachtigall“ und ihr Publikum.

Alexandra Würflein, OStRin
Fotos: Philipp Hiltl, Elias Büdel

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