Studienfahrt 2016 zum Gardasee

Ein Wort reicht: Abenteuer!

Abenteuer - ich glaube dieses Wort würde reichen, um diese Studienfahrt für alle zu beschreiben, die mitgefahren sind. Jeder von unserer Gruppe hätte sofort wieder mehrere Situationen im Kopf und würde lächeln, während man nochmal alle Erinnerungen durchgeht.

Fangen wir mal mit dem ersten Tag an. Um 8 Uhr standen wir alle ganz pünktlich am Hauptbahnhof Ingolstadt und fuhren zuerst nach München. Fast hätten wir den Zug nach Raubling verpasst. Viele werden sich denken: ″ Warum fahren diese Leute nach Raubling? Was ist Raubling? Wo ist Raubling? Warum lese ich diesen Text? ″ Jedenfalls habe ich zuerst auch so reagiert. Aber nicht nur das Apian hatte vor, am Gardasee zu surfen und radeln. Wir teilten unsere Pläne mit dem Gymnasium Raubling. So kam es, dass wir zwei Stunden später unseren Bus mit den 3 Mädchen und 20 Jungs aus Raubling teilten. Die Fahrt verlief relativ gut, bis auf den Stau in Österreich. Ich glaube das unter uns ein paar Leute waren, die nichts gegen den Stau hatten- in der Hoffnung heute nicht mehr aufs Rad zu müssen. Kommt nicht in Frage!

Abenteuer! Kaum waren wir angekommen, sollte es schon zum ersten Mal aufs Radl gehen. Die Koffer waren bei den Meisten noch nicht geöffnet. Teilweise aus zeitlichen- aber auch aus Platzgründen. Ein 4er Zimmer für 5 Leute war eng, aber gemütlich. Positiv denken. Gemeinsam ging es zum Radverleih und nach einigem Hin- und Her hatte jeder sein Rad mit der richtigen Ausrüstung. Wir fuhren gemeinsam die Ponalestraße hoch, ein Fuß- und Radweg am nördlichen Westufer des Gardasees. Der Schotterweg führte direkt an den Felswänden hoch und kostete schon einige Nerven. Zugleich gingen gleich zwei Reifen auf das Plattenkonto. So schnell kann es gehen.

Als wir wieder in der Villa Emma ankamen, wurde es bereits dunkel und unsere Kollegen aus Raubling waren schon beim Essen. Ein kleines Problem stellten die Etagenduschen und -toiletten dar, weil wir fast jeden Tag gleichzeitig von den Ausfahrten zurückkamen. Trotzdem konnten wir uns immer auf einen fairen Umgang miteinander in Hinsicht auf die Duschen freuen.

Gardasee

Am Montag ging es zum ersten Mal zum Surfen. Windsurfen genauer gesagt. Die Gruppen wurden hierfür bereits am Vortag eingeteilt, wobei aber Ingolstadt und Raubling, wie beim Radfahren, trotzdem getrennt waren. Ich war in der Gruppe von Paolo, ein liebenswürdiger, etwas chaotischer Italiener. Er versuchte verzweifelt zu erklären, was anluven und abfallen ist oder für was man es beim Surfen braucht. Nach viel Gerede ging es mit den Neoprenanzügen und Schwimmwesten ins Wasser. Jeder war total motiviert und stürzte sich auf das Brett. Genauso schnell war man dann aber auch schon wieder im Wasser. Planlos fuhren wir die ersten zwei Tage über den See. Manche waren schon in Riva, der Nachbarstadt gelandet, bis sie das Fahren aufgeben mussten und zurückpaddelten. Spätestens am Donnerstag wusste aber jeder ungefähr was zu tun war, um zu lenken und schnell oder langsam zu werden ohne seine Mitsurfer vom Brett zu fahren.

Zu Mittag aßen wir die ersten beiden Tage oben in der Surfschule. Die Köchin war jedoch ziemlich überfordert, als 50 hungrige Jungs vor der Tür standen und mindestens 3 Portionen holten. Tapfer kochte sie Topf für Topf und am Ende wurden wir alle satt.

Eine Stunde später war Radeln angesagt. Umgezogen, ausgerüstet und motiviert steuerten wir unser erstes Montagsziel, den Lago di Tenno, an. Locker kamen wir alle nach Arco. Etwas weniger locker nahmen wir die ersten hundert Höhenmeter. Spätestens nach 400 Höhenmetern merkte man doch, dass diese Studienfahrt den Schwerpunkt Sport hatte. Abenteuer. Beim Fahren kristallisierten sich zwei Gruppen heraus. Die einen fuhren den Berg einfach schneller hoch, wobei das am Ende egal war, denn wir alle schafften es. Und etwas zu schaffen war ein gutes Gefühl. Am Abend saßen zum Glück wieder alle Ingolstädter und Raublinger beim Essen. Gesund aber müde. Für eine kleine Pokerrunde auf unserer Terrasse war aber trotz der Anstrengung an jedem Abend noch genug Kraft und Ausdauer da.

Dienstag. Zweiter Tag. Gleiches Programm, gleicher Ablauf. Wir surften am Vormittag im Gardasee und fuhren im Nachmittag auf den Berg. Wer jetzt denkt: ″Was? Routine? Ich dachte es geht um Abenteuer? ″, der soll ganz ruhig bleiben. Auf einem Brett mit 4 Meter Segel auf dem 346 m tiefen Gardasee (ja, ich habe gegoogelt) und Wind von allen Richtungen und wenig Ahnung vom Surfen ist das in der Tat ein Abenteuer. Vor allem das Radeln. Dieses Mal fuhren wir zum Lago di Ledro, der nächste See auf unserer Reise. Dieses Mal hatten wir schon mit 655 Höhenmeter zu kämpfen und trotzdem fuhren wir hoch (und später wieder runter natürlich). Kein Limit.

Am Mittwoch wurde nicht gesurft, gleich in der Früh brachen wir zur Tagestour mit dem Rad auf. Es ging erst zuerst wieder nach Arco und von dort aus an Olivenbäumen vorbei und den Berg hoch nach San Giovanni. 1100 Höhenmeter! Zwischendurch musste ein Blick auf die Karte geworfen werden, ob wir überhaupt richtig waren, weil San Giovanni nicht mal ausgeschildert war. Aber es stimmte und die vielen, vielen, vielen Serpentinen führten uns am Ende doch nach San Giovanni, eine kleine Stadt oben auf dem Berg. Eine Stadt, die man eigentlich gar nicht mehr erwartet. Eine Stadt, die mehr ein Dörfchen ist um ehrlich zu sein. Auf dem Weg jedoch hatte man eine fantastische Aussicht auf den Gardasee und die ewigen Berge und Schluchten. Das Besondere an dieser Fahrt war aber eigentlich nicht die Aussicht. Viel mehr der Zusammenhalt und das Gemeinschaftsgefühl, das sich auf dem Weg entwickelte. Wenn jemand nicht mehr konnte, wurde er gezogen. Wenn jemand Hunger hatte, wurde der Energieriegel geteilt. Wenn jemand kein Wasser mehr hatte, wurde es umgefüllt. Wenn jemand schon aufgegeben hatte, wurde er wieder von den anderen motiviert weiterzufahren. Und wir fuhren weiter. Wir kamen tatsächlich alle zusammen oben an, teilweise ziemlich fertig und mit wackligen Beinen, aber wir kamen an. Vor allem die Oberschenkel brannten, aber wir konnten uns oben beim Essen wieder stärken und ausruhen. Im Gegensatz dazu fuhren die Schüler aus Raubling getrennt. Eine starke Gruppe, die mehr und höher fuhr als die zweite Gruppe, die ihre kleineren Touren woanders machte. Meiner Meinung nach zählte bei der Sache aber, dass man die Tour gemeinsam meisterte. Am meisten machte natürlich der Weg nach unten Spaß. Ein paar Jungs bretterten die Serpentinen runter und landeten teilweise in den Büschen. Zum Glück gab es bis auf ein paar Schürfwunden keine Verletzungen. Nur zwei Reifen mussten wieder dran glauben und so verzögerte sich das geplante Eisessen in Arco um 1 ½ Stunden. Wir kamen gerade noch rechtzeitig zurück, sodass wir alle noch vor den Kollegen aus Raubling duschen konnten und zur richtigen Zeit zum essen kamen. An den langen Tischen saßen viele müde Gesichter. Müde Gesichter, die gleichzeitig stolz und zufrieden waren - egal wie lange man gefahren war. Am Ende zählt doch nur, dass man an seine Grenzen gegangen war und das waren wir alle mal.

Am Donnerstag war es in der Früh etwas windig und frisch. Der Wind kam vom See und trieb uns immer wieder zurück an Land, sodass wir erst einmal rauspaddeln mussten, um überhaupt surfen zu können. Bei vielen klappte es mittlerweile schon ziemlich gut und die Stürze ins Wasser, sowie die Schreie der Surflehrer reduzierten sich. Die letzte Ausfahrt unserer Studienfahrt war freiwillig. Geplant war noch einmal die Ponale vom Sonntag hochzufahren und dann in Riva die restliche Zeit ausklingen zu lassen. Wer nicht mehr fahren wollte, wartete in Riva. Mittlerweile kannte man den Weg schon ziemlich gut. Wir waren ihn ja auch schon zum dritten Mal jetzt gefahren. Ein letztes Mal zog es in den Waden und den Oberschenkel beim Hochfahren und ein letztes Mal genossen wir den Ausblick, als wir im Café oben rasteten. Ich hatte nicht das Gefühl, dass irgendjemand schon heimwollte. In Riva konnte jeder noch ein bisschen durch die Straßen laufen und sich von den italienischen Gassen und bunten Häusern mit grünen Fenstern inspirieren lassen. Wir trafen uns mit dem Rest der Gruppe wieder und fuhren zusammen zurück. In Torbole gaben wir dann schließlich die Räder ab und gingen den restlichen Weg zurück zum Hotel.

Gardasee

Letzter Abend. Endspurt. Der Abend verlief relativ ruhig, auch wenn es der letzte Abend war. Natürlich war jeder gut drauf und wollte lange aufbleiben, trotzdem merkte man, dass anstrengende Tage hinter uns lagen und morgen würden wir alle ein letztes Mal surfen gehen. Außerdem hatten Einige vor, den Theorietest für den Surfschein zu schreiben. Wir spielten Karten oder Poker, unterhielten uns und genossen die letzten Stunden zusammen, bevor es dann am Freitag heimging. Es wurde etwas später, weil niemand so wirklich ins Bett gehen wollte, und so fiel es uns nicht so leicht, am Freitag um kurz nach 6 Uhr aufzustehen. Wir mussten noch packen, die Koffer in Zimmer 17 lassen, um sie anschließend nach dem Surfen abzuholen. Diejenigen, die den Surfschein machten, bestanden alle ohne Fehlerpunkte. Natürlich hatten sie die ganzen Regeln auswendig gelernt und keine Hilfe von den Surflehrern erhalten. Das Surfen am letzten Tag war etwas entspannter, da es kaum Wind gab. Die meisten lagen nur auf dem Brett und trieben auf dem Wasser, während sie sich sonnten und vom gestrigen Abend erholten. Nach dem Duschen und Mittagessen in der Surfschule, holten wir die Koffer und um 13:00 Uhr fuhr der Bus an. Wir schauten ein letztes Mal auf das glitzernde Wasser in der Bucht von Torbole. Um 17:00 Uhr verabschiedeten wir uns bereits von unseren Kollegen aus Raubling, dann nahmen wir den Zug nach München und anschließend Ingolstadt. Neben den Oktoberfestgängern redeten wir nochmal über die besten Momente, die beste Surfschule, die besten Radtouren und das beste Abenteuer, welches wir alle erleben durften.
Und es war ein Abenteuer, weil wir alle zusammen jeden Tag mindestens einmal an unsere Grenzen gegangen sind und diese vielleicht sogar überschritten hatten. Und das macht unser Abenteuer nun mal aus.

Lea Wittig Q12

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