Vorsprung durch Denken

Schülerakademie „China und Bayern“ entwickelt Ideen für die Zukunft

Es ist gewiss nicht alltäglich, dass 26 sehr motivierte, interessierte und begabte Gymnasiastinnen und Gymnasiasten aus verschiedenen Gymnasien gemeinsam an einem Freitagnachmittag in der Stadtbibliothek lernen und arbeiten, um Ansätze zur Verbesserung von ökologischen und sozialen Fragen zu entwickeln, die in unserem Jahrhundert auch Bayern und die Wirtschaftsmacht China betreffen. Eingeladen dazu hatte Frau Kürzinger, Leiterin des Projekts „China und Bayern. Fakten, Daten, Visionen.“

Die Stadtbibliothek, die über drei Stockwerke hinweg etwa 90.000 Bücher anbietet, wurde der Gruppe zunächst in einer Führung von den Bibliothekarinnen Frau Schultheis und Frau Zaenker vorgestellt. Das zweite Obergeschoß mit der Fachliteratur zu China, zur Geographie, Geschichte und Wirtschaft war für die Schüler besonders interessant, da sie hier wichtige Standardwerke für ihre Recherchen nutzen konnten. Auch den OPAC, d. h. Online Public Access Catalogue, der u. a. den Gesamtbestand der Ingolstädter Stadtbibliotheken von 160000 Werken zeigt, erklärte Frau Zaenker. Ihn können die Lernenden auch von daheim aus über ihren PC aufrufen und so Bücher online anfordern.

Schülerakademie „China und Bayern“ entwickelt Ideen für die Zukunft
Schülerakademie „China und Bayern“ entwickelt Ideen für die Zukunft

Das kreative Lernen und Denken in der Bibliothek lief ähnlich wie in einer modernen „Denkfabrik“ ab. Wichtig bei dieser Methode sind u. a. der Gedankenaustausch zu auftretenden Fragen, die offene Kommunikation aller Beteiligten und vor allem die Weitergabe und Weiterentwicklung vorhandener oder neuer Ideen im Plenum. Dieses bestand am Freitag aus drei Teams, die zu „drei Perlen“, nämlich drei Aufgabenstellungen, die Frau Kürzinger stellte, recherchierten, um sodann im Plenum ihre Ideen vorzustellen und zur weiteren Diskussion frei zu geben.

  1. Entwurf eines öffentlichen Speisehauses für viele Menschen
  2. Entwurf einer Maschine für die Reinigung von Grundwasser nach dem Vorbild der Mangrove
  3. Ideen für ein neues Verkehrskonzept für Groß- und Megastädte
Schülerakademie „China und Bayern“ entwickelt Ideen für die Zukunft
Schülerakademie „China und Bayern“ entwickelt Ideen für die Zukunft

Hier die wichtigsten Ergebnisse der Schülerrecherche:

1. Ein öffentliches Speisehaus kann in Großstädten wie zum Beispiel Peking oder München täglich tausenden Menschen kostengünstige Ernährung bieten. Grundnahrungsmittel, z. B. Reis, der im eigenen Land produziert wird, ist die bevorzugte Nahrungsgrundlage. Im Bayern sind es Kartoffeln, Getreide- und Milchprodukte. Die einheimische Landwirtschaft könnte hier zur Lieferung der Grundnahrungsmittel einbezogen werden. Subventionen wären dazu wünschenswert. Allerdings ist die Zahl der Menschen, die in einem Speisehaus Essen erhalten, zahlenmäßig begrenzt, sodass in Megastädten Zusatzkonzepte gebraucht werden.

Um vielen Menschen preiswerte und doch gesunde Ernährung zu ermöglichen, schlugen die Mädchen der 7. Klasse des Apian-Gymnasiums eine interessante Lösung vor: Sie würden Gemeinschaftsküchen in Hochhäusern oder Speisehäusern etablieren, wo Menschen gemeinsam kochen und speisen. Die Schülerinnen konnten sich gut vorstellen, dass künftig auch in Bayern, wie es in China die Regel ist, Insekten verzehrt werden. Diese sind proteinreich und werden inzwischen in Deutschland bereits zu einem Mehl verarbeitet.

2. Die Reinigung von Grundwasser ist in China essentiell wichtig, da dort 60 % der kostbaren Ressource verschmutzt sind. Zu bedenken ist, dass in China für 1,3 Milliarden Menschen täglich 140 l frisches Wasser pro Kopf gebraucht werden – pro Jahr eine riesige Menge, etwa 182000000000 mal 365 Liter. Das aufwändige und teure Entsalzen des Meerwassers scheidet für unsere Schüler aus, sie schlagen lieber ein Filtern durch nachwachsende Pflanzen wie zum Beispiel Mangrovenbäume vor. Auch Mikroorganismen können in Kläranlagen zum Einsatz kommen.
Grundlegend, so die Schülerinnen und Schüler, ist jedoch die Erziehung der Kinder und Jugendlichen. Bereits in den Schulen muss das ökologische Denken gefördert werden, in Fächern wie Geographie oder Biologie. Die Einstellung der Menschen müsse mehr zur Schonung der Umwelt führen. Toll fanden die Schüler den „Lebensstrohhalm“ einen Wasserfilter, der Trübstoffe oder Bakterien wie ein überlanger Pflanzenhalm entfernen kann.
Ein ähnliches Modell schwebt den Schülerakademikern vor. Vorher benötigen sie allerdings mehr Informationen über die Mangrove und ihre Aktivitäten. .

3. Das riesige Verkehrsaufkommen in Peking und die Luftverschmutzung waren der Aufhänger für die Überlegungen zu neuen Verkehrskonzepten. Eher skeptisch betrachtet wurde der Gedanke, mehrstöckige Autobahnen zu errichten, da diese wohl noch mehr Fahrzeuge anlocken würden. Besser fanden die Schüler Leihauto – Systeme, vor allem für junge Leute, die sich kein eigenes Auto leisten können. Via Internet ein Auto ausleihen – eine guter Gedanke, denn nicht jeder braucht täglich ein eigenes Auto. Eine weitere Idee war, Solar - Strom in der Wüste Gobi zu gewinnen und nach Peking zu leiten, um dort E-Autos zu betreiben und den CO2 Ausstoß zu reduzieren. Auch der Einsatz von modularen Fahrzeugen, die man je nach Bedarf größer oder kleiner machen kann, könnte zu Entlastung der Städte beitragen. Da diese Ideen vor allem technische Fragen aufwerfen, etwa nach der Möglichkeit der Speicherung von Strom oder neuen Antriebstechniken, brauchen die Schülerinnen und Schüler zur weiteren Arbeit die Meinung von Fachleuten. Die Projektleiterin will deshalb zum Beispiel einen Ingenieur einladen, der den Schülerinnen und Schüler weitere Kenntnisse über den Stand der Technik vermitteln kann.

Frau Kürzinger lobte die guten Beiträge der Schülerakademie sowie die günstigen pädagogischen Arbeitsbedingungen in der Stadtbibliothek. Sie dankte den Bibliothekarinnen für die Führungen und die sehr gute Beratung bei der Recherche.

Am „Projekt 7“ - „China und Bayern. Fakten, Daten, Visionen“ nehmen Jugendliche aus dem Apian-Gymnasium Ingolstadt, Christoph-Scheiner-Gymnasium Ingolstadt, Descartes-Gymnasium Neuburg, Gabrieli-Gymnasium Eichstätt und dem Gymnasium Gaimersheim teil. Die Schülerakademie Oberbayern West fördert damit begabte Schülerinnen und Schüler, die gerne mehr zu globalen Fragestellungen erfahren und eigene Ideen für zukunftsorientierte Lösungsansätze entwickeln möchten.

Manuela Kürzinger, StDin

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