Kennst du das Land, wo die Äpfel blüh’n?

Italienaustausch: Fahrt nach Cles im September 2014

Der Schüleraustausch mit dem Liceo Betrand Russell in Cles (Italien) ist das jüngste Austauschprogramm des Apian Gymnasiums. Im Juni 2014 waren 25 italienische SchülerInnen bei uns zu Gast gewesen. Eine abwechslungsreiche Woche im WM-Fieber, mit Frankenstein, Kanufahren und Student-Exchange-Party war für alle TeilnehmerInnen viel zu schnell vergangen. Der Abschied fiel schwer – hatte man sich doch gerade erst kennengelernt. Tröstlich waren die Aussichten auf den anstehenden Gegenbesuch in der Woche vom 20. bis 27. September 2014 …
Dementsprechend euphorisch war das Wiedersehen mit den Austauschpartnern nach der raschen Anreise am Samstag, den 20. September. Nach Cles im Trentino – so nah ist Italien – sind es gerade einmal 425 km.

Die Region um Cles – Berge, Bären und Äpfel
Bei der Ankunft wurde uns sofort klar, dass wir uns nicht im typischen Italien befanden. Was uns als Erstes ins Auge stach, waren massenhaft Berge und Äpfel. Überall nur Äpfel! In der ländlichen Umgebung gibt es viele kleine Städte und Dörfer sowie viele sehenswerte Seen mit kaltem, kristallklarem Wasser. In der Umgebung sollen 70 Bären leben, von denen wir einen beobachten konnten – zum Glück im Gehege. Durch die vielen Pfade auf den Bergen ist die Region im Sommer gut zum Wandern geeignet, im Winter trifft man dort viele Skifahrer. Alles in Allem eine sehr schöne Landschaft!

Kai-Uwe, Amelie, Agnes

Busfahrt
Busfahrt
Die Lehrer
Die Lehrer
Gruppe im Schulhaus
Gruppe im Schulhaus
Schöne Aussichten in Cles
Schöne Aussichten in Cles

Bei den Gastfamilien – „Und jetzt gibt es dann noch Hauptgericht, Salat und eine Nachspeise!“
Bei der Hinfahrt waren wir alle sehr aufgeregt, wie wohl die Familien sein würden, bei denen wir die nächste Woche verbringen sollten. Doch schon als wir aus dem Bus ausstiegen und von unseren Austauschpartnern und ihren Familien herzlich empfangen wurden, wussten wir, dass unsere Sorgen unbegründet waren. Etwas irritiert waren die meisten von uns dann aber doch, als wir erfuhren, dass bei einigen die Fahrt nach Hause (und auch jeden Tag zur Schule) mit dem Auto, Zug oder Bus über eine dreiviertel Stunde dauerte und obendrein über kurvige Bergstraßen ging. Die Häuser, in denen wir wohnten, waren groß und sehr schön und einfach genau so, wie man es sich in einer Bergregion vorstellt.
Auch das Essen wurde manchen Vorurteilen gerecht. Es war sehr lecker und schon allein wegen der Lasagne wären wir gerne noch ein paar Tage länger geblieben. Als dann aber nach zwei großen Portionen Spaghetti von unserer Gastfamilie die Ankündigung kam "Und jetzt gibt es dann das Hauptgericht, Salat und eine Nachspeise!", haben wir wohl doch ein bisschen komisch geschaut. Und natürlich half es nichts, nach der zweiten Portion zu sagen, dass man satt war. Dann gab es noch den Salat, von dem wir doch "unbedingt noch ein bisschen probieren mussten", oder "ganz wenig Lasagne", die wir essen sollten. Außerdem bekamen wir jeden Tag noch ein paar Brote, Sandwiches, Croissants, Äpfel und Kekse für die Ausflüge mit. Die Familien waren sehr offen und herzlich und bemühten sich sehr, dass wir uns bei ihnen wohl fühlten. Das haben sie auf jeden Fall geschafft und wir freuen uns, alle bei so netten Familien gewesen zu sein und hoffen auch, sie bald wieder zu sehen.
Wenn es dann doch mal eine Diskussion zwischen unseren Austauschpartnern und ihren Eltern gab, amüsierten wir uns sehr über die lauten ‚Mamma-Mias‘ und typisch italienischen Gesten, die wir uns immer genau so vorgestellt hatten.

Miriam

Pizza bavarese
Pizza bavarese

Die Partnerschule in Cles – digitale Klassenbücher und Samstagsunterricht
Das Liceo Betrand Russell in Cles besteht aus zwei Gebäuden. Das Hauptgebäude ist nach Zweigen aufgeteilt, unter anderem einem sprachlichen, einem naturwissenschaftlichen und einem psychologischen Bereich. Insgesamt sind ca. 1000 Schüler an der Schule. Die Klassen sind kleiner als bei uns, meist nur etwa 10-20 Schülern. 15 Hausmeister sind für die Sauberkeit und das Wohlbefinden von Lehrern und Schülern zuständig. Chipkarten und ein digitales Klassenbuch helfen dabei, zu kontrollieren, ob die Schüler pünktlich um 7.50 Uhr in ihren Klassenzimmern sind. Nach drei Schulstunden, die jeweils 50 Minuten dauern, sind 10 Minuten Pause. Nach weiteren zwei Schulstunden endet der Untericht um 12.10 Uhr. Allerdings ist einmal in der Woche nachmittags und auch am Samstag Unterricht.
Besonderheiten an der Schule sind außerdem das große Auditorium, ein sehr großer Raum mit Bühne, das Ähnlichkeit mit einem Theater hat oder auch das strenge Rauchverbot – es werden Geldstrafen von bis zu 300 Euro verhängt.

Katja, Daniela, Lisa, Melanie

Ausflüge nach Trento, Verona, Bozen
Am Montag, den 22.9., besichtigten wir nach der Schulausführung zunächst den Palazzo Assessorile in Cles, wo wir einiges über die Geschichte von Cles erfuhren. Im Palazzo war zusätzlich eine sehr interessante, aber auch gruselige Marionettenausstellung zu sehen, die Marionetten in allen Formen zeigte. Am Nachmittag fuhren wir dann mit dem Zug nach Trento, der Hauptstadt der Region Trentino, um uns dort die Altstadt rund um den Neptunbrunnen und den Dom anzuschauen.
Am folgenden Tag ging es nach Bozen, also ins hauptsächlich deutschsprachige Südtirol (Alto Adige). Dort besichtigten wir insbesondere das Ötzi-Museum.
Am Mittwoch unternahmen wir vormittags eine kürzere Wanderung zum Kloster San Romedio. San Romedio ist ein lokaler Heiliger, der der Legende nach auf einem Bären geritten war. Daher gibt es heute dort ein Bärengehege. Nachmittags wurden wir an diesem Tag durch die Weinkellerei Rotari-Mezzocorona geführt.
Verona war am Donnerstag unser Ziel. Dort angekommen besichtigten wir verschiedene Sehenswürdigkeiten, wie die Kirche San Zeno, die Piazza Bra mit der Arena und auch die Casa di Giulietta, das Haus, von dem man gerne glaubt, dass dort einst Shakespeares Julia aus „Romeo und Julia“ gelebt hat.
Am Freitag fuhren wir ein weiteres Mal nach Trento, um das dort neu eröffnete naturwissenschaftliche Museum MUSE zu besichtigen. Die Ausstellung ist hauptsächlich auf die Flora und Fauna sowie die Entstehungsgeschichte der Alpen und die Geologie bezogen. Es gab viele ausgestopfte Tiere und ein riesiges Walskelett zu sehen. Die Ausflüge waren interessant, manchmal hätten wir uns aber noch etwas mehr Freizeit gewünscht.

Harald, Armin, Marco

Besichtigung der Weinkellerei Rotari-Mezzocorona
Nach einem kurzen Werbe- und Informationsfilm über die Herstellung von Wein und Sekt folgte eine deutschsprachige Führung durch die Produktionsstätte. Zuerst betraten wir einen Raum mit vielen leeren Flaschen an den Wänden, die lediglich zur Dekoration für Hochzeiten und Geschäftstreffen dienen. Schon durch den Geruch im nächsten Raum konnte man sich erschließen, dass es sich um den Ort des ersten Gärungsprozesses handeln musste. Es war eine riesige Halle mit großen Behältern aus Stahl, die bis zur Decke reichten. Danach kamen wir zur Lagerung, wo die Flaschen nach einiger Zeit gedreht wurden. In dieser Halle lagern die Flaschen für zwei bis sechs Jahre. Zum Schluss konnte man sehen, wie die Flaschen fertiggestellt und verpackt wurden. Insgesamt war die Führung sehr interessant, da sie informativ war, aber trotzdem kurz gehalten wurde.

Nadja, Anuscha, Franziska, Romina

In der Weinkellerei
In der Weinkellerei

Shopping, Mode, Culinaria – Kaffee und wieder Äpfel
Da der Großteil unserer Truppe aus Mädchen bestand, war relativ schnell klar, wie sich unsere freie Zeit gestaltete: Shopping. Und welcher Ort ist dafür wohl besser geeignet als Bella Italia? Verona war dafür selbstverständlich besonders gut geeignet und in einer Tour, die einem Wettlauf ähnelte, wurden die Läden, die in Deutschland nicht zu finden sind, geplündert. Dass die Italiener unserer Mode voraus sein sollen, können wir übrigens nicht bestätigen – im Gegenteil.
Einige wenige vertrieben sich die Zeit aber auch plaudernd in Cafés, in denen die Angestellten Schwierigkeiten hatten, zu verstehen, dass man seinen Espresso gerne während und nicht nach dem Essen trinkt. Auf völliges Unverständnis stieß eine Schülerin, die schlichtweg gar keinen Kaffee trinkt. Neben Kaffee sind Äpfel übrigens das zweite Hauptnahrungsmittel im Gebiet Trentino. Da während unseres Besuches gerade Erntezeit war, gab es alles Mögliche aus Äpfeln: Apfelkuchen, Apfelmus und Apfelsaft.

Carolin, Laura, Carolin, Nadja, Katharina


Zu guter Letzt: Unterwegs in Italien

Sollte jemand unter den LeserInnen irgendwann den Wunsch verspüren, die wunderschöne und überaus hügelige Gegend um die Stadt Cles zu genießen, so möchten wir wärmstens empfehlen, den folgenden exklusiv für euch zusammengestellten Erfahrungsbericht in Sachen ‚Reisen durch Norditalien‘ sorgfältig durchzulesen:
Als Erstes möchten wir euch mit dem italienischen Fahrstil bekannt machen. Der durchschnittliche italienische Autofahrer besitzt ein ausgesprochen breites Spektrum an Kenntnissen über hohe Geschwindigkeiten und rasantes Beschleunigen sowie Abbremsen beim Autofahren. Allerdings scheint ihm jegliche Erinnerung an Zebrastreifen entfallen zu sein. Desweiteren kamen wir zur Erkenntnis, dass der italienische Fahrer eine Geschwindigkeitsbegrenzung als Geschwindigkeitsminimum ansieht. Also aufgepasst, liebe Italienfahrer!
Nun zu der zweiten, allerdings nicht sehr empfehlenswerten Fortbewegungsmöglichkeit, nämlich zu Fuß zu gehen. Da ein paar wenige Schüler nicht wie der Rest unserer deutschen Reisegemeinschaft bis zu fünfundvierzig Minuten von Cles entfernt wohnten, bot sich ihnen die Gelegenheit, den kurzen Weg zur Schule zu Fuß einzuschlagen, was sich für sie aber als verhängnisvoller Fehler herausstellen sollte. Das Problem bestand darin, den Weg, der zur Schule bergab führte, anschließend mühselig bergauf zurückgehen zu müssen. Man kann folglich sagen, zu Fuß zu gehen ist möglich, aber besser nur bergab.
Als nächstes zum dritten, letzten und wichtigsten Transportmittel für alle, die bequem durch die bergige Landschaft Norditaliens düsen wollen. Die Ski! Da aber nur im Winter Schnee liegt, entschieden wir uns doch eher für den Zug, unserem Hauptfortbewegungsmittel des Austausches, in dem wir gefühlte 50 % der gesamten Aufenthaltszeit in Italien verbrachten. Durch räumliche Bedingungen (Berge) ist Zugfahren in Norditalien billiger und lässt den Zugfahrer schneller ans Ziel gelangen als Reisende in jeglichem anderen Verkehrsmittel. Außerdem boten Zugfahrten für uns eine außerordentlich hohe Unterhaltungsqualität. Davon berichten wir euch gern persönlich …

Lisa, Vanessa, Saskia


Die Woche in Cles gestaltete sich, da war sich die ganze Reisegruppe einig, als erfreulich unbeschwert, erlebnisreich und herzlich. Denkt man an Italien, denken die meisten an Strand, Meer, Sonne und Zitronen. Wir fuhren nach Italien, und fanden Berge, Seen, Sonne und … Äpfel!

Dr. Stefanie Woidich, Markus Held

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